Melatonin

Melatonin, auch bekannt als N-Acetyl-5-Methoxytryptamin, ist ein bedeutendes Hormon, das eine wichtige Rolle bei der Regulation des neuroendokrinen Systems spielt. Es wird in der Zirbeldrüse produziert und beeinflusst den zirkadianen Rhythmus, also den Schlaf-Wach-Zyklus. Darüber hinaus steuert Melatonin wichtige Funktionen wie den Stoffwechsel, Sexualtrieb, Fortpflanzung, Appetit, Gleichgewicht, Muskelkoordination und Immunabwehr.

Ausschüttung von Melatonin

Der suprachiasmatische Kern (engl. suprachiasmatic nucleus, SCN) oder auch "Master-Clock" genannt ist unsere innere Uhr, welche die zirkadianen Rhythmen kontrolliert. Er bestimmt das Verhalten über den Tag (z.B. Essen, Einschlafen und Aufwachen) und hat auch Einfluss auf die Physiologie (z.B. Corticosteronspiegel im Blut) der Menschen.

Über die Augen reagiert der Körper auf die hellen und dunklen Zyklen der Umgebung. In der Netzhaut gibt es Rezeptoren, die das Protein Melanopsin enthalten. Melanopsin befindet sich in den retinalen Ganglienzellen (RGCs), es absorbiert Licht und löst eine chemische Kaskade aus, die dem Gehirn Signale über externe Lichtverhältnisse gibt. Diese Zellen projizieren in den SCN hinein, so erhält der Körper ein Helligkeits-Signal, welches dann die Ausschüttung bestimmter Hormone bewirkt. Im Fall von abfallenden Helligkeitsverhältnissen fängt der SCN an Melatonin auszuschütten.

Melatonin und der Schlaf-Wach-Zyklus

Das Melatonin beeinflusst den suprachiasmatischen Kern, indem es sich an dessen Rezeptoren bindet und die Frequenz der neuronalen Signale verlangsamt. Dies ist ein Signal für den Körper um herunterzufahren.

Der Melatoninspiegel beginnt bei normalen Schlafmustern etwa 14 bis 16 Stunden nach dem Erwachen zu steigen und hat sein Maximum mitten in der Nacht. Es hat einen direkten Einfluss auf die Körpertemperatur. Wenn der Melatoninspiegel seinen Maximum erreicht, ist die Körpertemperatur am niedrigsten.

Wie stellt der Körper Melatonin her?

Melatonin wird von der Zirbeldrüse, einer kleinen Drüse im Gehirn außerhalb der Blut-Hirn-Schranke, produziert. Das Gehirn stellt dieses Neurohormon aus der Aminosäure Tryptophan her.

Wenn es hell ist, wird Tryptophan in Serotonin umgewandelt und der Serotonin-Spiegel gehalten solange es hell ist. Wenn es dunkel wird, setzt der Körper Norepinephrin an die Zellen der Zirbeldrüse frei, wodurch diese das Serotonin freisetzen, damit es von den Enzymen SNAT und HIOMT verstoffwechselt werden kann. Die daraus resultierende Verbindung ist Melatonin, das in den Liquor und die Blutbahn gelangt.

Melatonin ist fettlöslich und lagert sich an das Albumin im Blut an, das auf diese Weise durch den Körper transportiert wird. Die Löslichkeit in Lipiden hilft ihm, durch die Zellmembranen zu gelangen. Die Leber baut Melatonin schließlich ab; ein kleiner Teil wird von den Nieren ausgeschieden.

Melatonin über die Ernährung erhöhen?

Es gibt bisher keine Beweise, dass melatoninreiche Lebensmittel einen Einfluss auf den Melatoninspiegel im Körper hat. Der natürlich in Lebensmitteln vorkommende Gehalt ist nicht hoch genug.

Melatonin als Medikament

Melatonin kann nützlich sein, um die innere Uhr zu verschieben, um Schlafstörungen wie Insomnie, zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen, Jetlag, Schichtarbeitersyndrom, Winterdepressionen und zu behandeln. Es hat jedoch keine Auswirkung auf den Schlafqualität.

Melatonin und Melatonin-Agonisten sind in den meisten europäischen Ländern ein verschreibungspflichtiges Medikament, aber in den USA wird es als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Das Problem dabei ist, das Nahrungsergänzungsmittel nicht den Reinheitsvorschriften wie Medikamente unterliegen und damit auch die Füllstoffe und Dosierungen stark, sogar beim selben Produkt, variieren können. Um Melatonin als sicher einstufen zu können fehlen bisher Langzeitstudien.

Unterschiede

  • Melatonin Ergänzungsmittel: Synthetisiertes Melatonin oder natürliches Melatonin aus tierischen Quellen.
  • Melatonin-Agonisten: Medikamente welche die Produktion von Melatonin im Gehirn ankurbeln.

Nebenwirkungen

Melatonin scheint bei normaler Dosierung relativ gutartig sein, ohne das Nebenwirkungen auftreten. Bei sehr hohen Dosierungen kann der Melatoninspiegel das Tausendfache des normalen Niveaus übersteigen und zu Symptomen wie Magenkräpfen, Schwindel und Kopfschmerzen führen.

Wie bei anderen Schlafmitteln kann der übermäßige Gebrauch dieses Hormons durch Desensibilisierung der Rezeptoren zu einer "Rebound-Insomnie" führen. Ein Effekt, der üblicherweise auftritt, wenn starke Schlafmittel abrupt abgesetzt werden was zu verstärkten Schlafstörungen führt.

Melatonin kann die Anzahl der Spermien und dessen Beweglichkeit und das sexuelle Verlangen reduzieren. Bei Frauen können große Mengen von Melatonin die Hormone des Fortpflanzungssystems beeinflussen, dazu gehört Östrogen, Progesteron und das Luteinisierungshormon. Es gibt Befürchtungen, dass dadurch der Eisprung und Menstruationszyklus gestoppt werden kann oder auch Fehlgeburten ausgelöst werden können.

Melatonin Einnahme

Die genaue Dosierung des Melatonins ist von Person zu Person unterschiedlich. Die Wirkung tritt nicht abrupt, sondern verzögert ein. Ist das Melatonin vom Arzt verschrieben, solltest du dich an die Vorgaben halten. Hast du es ohne Rezept gekauft, fängst du am besten mit 0,5 mg 30 min vor dem Schlafengehen an. Hatte es keine Wirkung, kannst du die Dosis in der nächsten Nacht um 0,5 mg erhöhen.

Innere Uhr mit Melatonin verschieben

Um Jetlag zu reduzieren oder sich an einen neuen Schlafrhythmus zu gewöhnen (früher aufstehen) kann eine Kombination aus Melatonin und Lichttherapie genutzt werden, um die innere Uhr zu verschieben.

Um eine frühere Einschlafzeit zu provozieren wird entweder 0,5 mg Melatonin 5 Stunden oder 3,0 mg Melatonin 7 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen. Allein mit dieser Einnahme lässt sich die innere Uhr um eine Stunde vorziehen mit anderen Worten man geht eine Stunde früher ins Bett.

In Kombination mit einer Lichttherapie kann diese Umstellung um effektiv eine weitere Stunde verschnellert werden. Dabei setzt man sich direkt nach dem Aufstehen 2 Stunden lang einem hellen Licht aus. Ist zu der Zeit kein Sonnenlicht vorhanden (was optimal wäre), kann eine Lichtbox genutzt werden. 2 Stunden vor dem Zubettgehen muss helles Licht vermieden werden. So wird der Körper ausgetrickst und man kann sich damit schon im Vorhinein auf eine neue Zeitzone einstellen ohne die Auswirkungen von Jetlag fürchten zu müssen.

Empfohlene Dosierung

  • Jetlag 0,5 - 3 mg einige Tage vor und nach der Ankunft
  • Zirkadiane Rhythmusstörungen oder Schlaflosigkeit 0,5 bis 5 mg
  • Verzögertes Schlafphasensyndrom 0,3 bis 6 mg
Schlaf.org
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