Zu wenig Schlaf

Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass die Sterblichkeitsraten mit den Schlafgewohnheiten zusammenhängen. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass sowohl Menschen, die zu wenig als auch zu viel schlafen, eine höhere Sterberate aufweisen im Vergleich zu normalen Schläfern, die in der Regel zwischen sechs und acht Stunden pro Nacht schlafen. Während die meisten Menschen sich bei dieser Schlafdauer ausgeruht und fit fühlen, gibt es nur wenige, die mit weniger oder mehr Schlaf gut zurechtkommen. Wissenschaftler definieren Kurzschlaf oder zu wenig Schlaf als eine Schlafdauer von weniger als sechs Stunden pro Nacht.

Forscher der Penn State University führten eine Langzeitstudie an Menschen durch, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schliefen. Dabei stellten sie fest, dass diese Personen einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ausgesetzt waren, wobei das Sterberisiko bei Männern höher war als bei Frauen. Die genauen Gründe für diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind noch nicht vollständig geklärt.

Die Ergebnisse der Penn State Studie zeigen auch, dass normale Schlafzeiten bei Männern mit dem niedrigsten Sterberisiko korrelieren.

Die Konditionen wurden in vier Kategorien aufgeteilt, nach aufsteigendem Risiko:

  • normale Schlafdauer und keine Schlaflosigkeit (geringstes Risiko)
  • normale Schlafdauer mit Schlaflosigkeit
  • kurze Schlafdauer ohne Schlaflosigkeit
  • kurze Schlafdauer mit Schlaflosigkeit (höchstes Risiko)

In ihrer statistischen Analyse versuchten die Penn State Forscher, die Auswirkungen von Bluthochdruck und Diabetes herauszufiltern und konnten bestätigen, dass Menschen in der vierten Kategorie, kurze Schlafdauer mit Schlaflosigkeit, ein deutlich höheres Sterberisiko hatten als die anderen Vergleichsgruppen.

Weiter kamen die Forscher zu dem Schluss, dass nach der Anpassung an Alter, Schlafapnoe, Depression, Body-Mass-Index, Alkoholkonsum und Rauchen immer noch ein Zusammenhang zwischen kurzem Schlaf und frühem Tod besteht. Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass bei Kurzschläfern das erhöhte Sterberisiko durch Schlaflosigkeit mit dem erhöhten Sterberisiko durch obstruktive Schlafapnoe vergleichbar ist.

Andere Forscher fanden heraus, dass Menschen mit primärer Insomnie dazu neigen, einen hohen Anteil an Interleukin 6 im Blut zu haben, was entweder auf ein Problem im Immunsystem oder auf eine Reaktion des Immunsystems hinweisen kann.

Eine Fülle von gesundheitlichen Problemen

  • Andere Studien haben einen Zusammenhang zwischen kurzem Schlaf und Schlaflosigkeit mit Bluthochdruck und Vorhandensein von Entzündungsmarkern im Blut gefunden. Das Immunsystem und der Schlaf haben eine komplexe, aber enge Beziehung.
  • Es wurde auch festgestellt, dass Erwachsene im Alter von 30-45 Jahren bei zu kurzen Schlafzeiten eher ein metabolisches Syndrom (eine Kombination aus hohem Blutdruck, Cholesterin Problemen und hohem Körpermassenindex) aufweisen.
  • Kurzschlaf ist auch mit verminderten kognitiven Funktionen bei Menschen mittleren und höheren Alters verbunden.
  • Junge Erwachsene sterben viel seltener an Ursachen von Kurzschlaf. Jedoch wurde festgestellt, dass kurzer Schlaf bei jungen Erwachsenen, laut Selbstauskunft, mit einem schlechteren gesundheitlichen Wohlbefinden verbunden ist. Übermäßiger Schlaf scheint bei jungen Erwachsenen keine Gefahr darzustellen.
  • Kurzschläfer neigen eher zu einer kohlehydratreichen Ernährung.
  • Studien zeigen, dass Kurzschläfer eher an Typ-II-Diabetes erkranken. Kurzschlaf bei sehr jungen Kindern ist oft ein Indikator für zukünftige Adipositas Probleme. Mittagsschlaf scheint den verminderten Schlaf aus der Nacht nicht auszugleichen.

Eine in der Zeitschrift Sleep 2010 veröffentlichte Metastudie ergab: "Es gibt keine Beweise dafür, dass zwischen 6 und 8 Stunden Schlaf pro Tag bei einem Erwachsenen mit Gesundheitsproblemen und langfristigen gesundheitlichen Folgen verbunden ist" und "Allerdings kann das Schlafen von 9 Stunden oder mehr pro Nacht ein nützliches diagnostisches Instrument zum Nachweis subklinischer oder nicht diagnostizierter Begleiterkrankungen darstellen. Menschen, die berichten, dass sie ständig 5 Stunden oder weniger pro Nacht schlafen, sollten als eine gefährdete Gruppe in Bezug auf allgemeine Sterberaten angesehen werden."

Arbeit und zu wenig Schlaf

Schlafstörung durch Schichtarbeit ist ein bekanntes Problem, das Menschen betrifft, die zu ungewöhnliche Zeiten arbeiten müssen. Genau so kann Arbeitssucht die Schlafdauer und -qualität negativ beeinflusst.

Welche Berufsgruppen sind besonders von zu wenig Schlaf betroffen?

Die Analyse der verfügbaren Daten ergab, dass Manager am ehesten einen kurzen Schlaf hatten, gefolgt von Mitarbeitern in der Transport-/Lager- und Fertigungsindustrie. Liegt es daran, dass diese Arbeitsplätze Menschen anziehen, die dazu neigen weniger zu schlafen? Oder an den Auswirkungen des Jobs auf den Einzelnen? Zu den Transportarbeitern gehören auch LKW-Fahrer, was angesichts der Gefahren übermüdeten Fahrens durchaus beunruhigend ist.

Gefahren für natürliche Kurzschläfer

Eine natürliche Tendenz, wenig zu schlafen stellt nicht unbedingt ein Risiko dar, wenn die betroffene Person auch bei weniger als 5 Stunden Schlaf pro Nacht keine Beschwerden aufweist. Natürliche Kurzschläfer werden von der übrigen Bevölkerung oft beneidet. Das Wall St. Journal veröffentlichte einen Artikel über die 1 % bis 3 % der Bevölkerung, die mit wenig Schlaf auskommen. Sie betitelte diese Gruppe als die "schlaflose Elite".

Natürlicher Kurzschlaf darf allerdings nicht mit chronischer Schlaflosigkeit verwechselt werden. Bei anhaltendem Schlafmangel und körperlichen, sowie mentalen Beschwerden solltest du einen Arzt aufsuchen, um dieses Problem anzugehen. Die Linderung von Schlaflosigkeit wird deine Lebensqualität unmittelbar erhöhen und dich langfristig weniger anfällig für andere Krankheiten machen.

Schlaf.org
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